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Software RAID unter Linux

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Author
Markus
Published
2019-06-18
Time to read
17 minutes reading time

Einleitung

In diesem Tutorial wird erklärt wie man mdadm Software RAIDs auf Linux-Systemen installiert, einrichtet und verwaltet. In den einzelnen Schritten wird als Beispiel ein Server mit zwei Blockspeicher-Datenträgern verwendet. Es wird kurz erklärt, wie man die Datenträger formatiert und auf diesen jeweils eine Partition erstellt. Anschließend wird mit diesen beiden Partitionen ein RAID-Verbund erstellt.

Voraussetzungen

  • 1 Server
    • Installiertes Linux OS
    • Root-Zugriff oder Benutzer mit sudo-Rechten
    • Mind. zwei freie Partitionen auf zwei verschiedenen Festplatten

Beispiel-Benennungen

  • RAID

    • md0
    • Gerätedatei: /dev/md0
    • Einhängepunkt: /mnt/<your-mount-point>
  • Festplatten und Partitionen

    • sda sda1 sda2 sda3
    • sdb sdb1
    • sdc sdc1

In den folgenden Beispiel-Befehlen wird RAID md0 mit den Partitionen sdb1 und sdc1 erstellt.

Schritt 1 - Vorbereitungen

Als erstes sollte man sich Gedanken darüber machen, welches RAID-System man betreiben möchte. Dies ist zum einen davon abhängig, welches Ziel man verfolgt und zum anderen wie viele Festplatten im Server selbst verbaut sind.

Hinweis: Ein RAID sollte nicht als Datensicherung gesehen werden, da es keinen Schutz vor Datenverlust bietet, sondern nur die Verfügbarkeit der Daten erhöht.

Schritt 1.1 - Auswahl des RAID-Levels

Die Auswahl des richtigen RAID-Levels ist nicht ganz einfach und hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Wie viele Festplatten bietet der Server?
  • Welche Ziele verfolgt man?
    • Mehr Speicherplatz / Geringere Verfügbarkeit
    • Höhere Verfügbarkeit / Weniger Speicherplatz

Eine Liste der meistverwendeten RAID-Level:

RAID-Level Beschreibung
RAID0 Ist ein Verbund aus zwei oder mehr Partitionen. Dabei werden die Partitionen logisch zu einer Partition vereint. Hier findet eine Erniedrigung der Verfügbarkeit statt. Ist eine der Festplatten defekt sind automatisch alle Daten verloren.
Weitere Informationen zu RAID0
RAID1 Ist ein Verbund aus zwei oder mehr Partitionen. Dabei befinden sich die Daten jeweils gespiegelt auf den beiden Partitionen.
Weitere Informationen zu RAID1
RAID5 Ist ein Verbund aus drei oder mehr Partitionen. Dabei befinden sich die Daten jeweils gespiegelt auf zwei der drei Partitionen. Auf der dritten Partition, werden so genannte "Paritäten" gespeichert, mit dessen Hilfe es möglich ist, Daten auf defekten Festplatten im RAID wiederherzustellen.
Weitere Informationen zu RAID5

Vor- und Nachteile:

RAID0 RAID1 RAID5
  • Erhöht den Verfügbaren Speicherplatz
  • Erhöht die Festplatten Performance
  • Erhöht die Ausfallsicherheit / Verfügbarkeit der Daten
  • Erhöht die Lesegeschwindigkeit der Daten
  • Erhöhte Ausfallsicherheit / Verfügbarkeit der Daten.
  • Optimale Speichernutzung
  • Erhöht die Lesegeschwindigkeit der Daten
  • Bei einem Festplatten Ausfall sind die Daten aller Festplatten verloren
  • Der verfügbare Speicherplatz halbiert sich
  • Weniger Performance bei Schreibzugriffen

Eine Liste weiterer RAID-Levels, die weniger häufig verwendet werden:

  • Linear: Aneinanderhängen von mehreren Partitionen
  • Multipath: Kein RAID, sondern ein Mapping einer Datei auf zwei verschiedene Pfade auf der gleichen Partition (Spiegelung)
  • Faulty: Emuliert ein fehlerhaftes RAID-System für Testfälle
  • Level 4: Wie Level 0, aber mit einem zusätzlichen Device für Paritätsbits (erhöhte Ausfallsicherheit).
  • Level 6: Wie Level 5 aber mit zwei unabhängigen Paritätsbits pro Segment (erhöhte Ausfallsicherheit).

Schritt 1.2 - Auflistung der Festplatten im System

Für eine kurze und übersichtliche Liste aller verfügbaren Blockgeräte kann der Befehl lsblk verwendet werden. Hier ein Beispiel-Output:

$ lsblk
NAME    MAJ:MIN RM  SIZE RO TYPE MOUNTPOINTS
sda       8:0    0 19.1G  0 disk
├─sda1    8:1    0 18.8G  0 part /
├─sda2    8:14   0    1M  0 part
└─sda3    8:15   0  256M  0 part /boot/efi
sdb       8:16   0   10G  0 disk
sdc       8:32   0   10G  0 disk

Der Output zeigt Festplatte 1 (sda) mit drei Partitionen (sda1, sda2, sda3), Festplatte 2 (sdb) ohne Partitionen und Festplatte 3 (sdc) ebenfalls ohne Partitionen.

Hinweis: Für ein Software RAID, muss nicht die gesamte Festplatte dem RAID hinzugefügt werden. Es reichen einzelne Partitionen.

Für eine Liste mit genaueren Informationen der Partitionen kann fdisk -l verwendet werden.

In den folgenden Schritten wird erklärt, wie man sdb und sdc formatiert, jeweils eine Partition erstellt (sdb1 und sdc1) und diese Partitionen als RAID-Partitionen markiert. Anschließend wird erklärt, wie man mit den neuen Partitionen sdb1 und sdc1 einen RAID-Verbund erstellt.

Schritt 2 - Erstellen eines Software RAIDs

Schritt 2.1 - Vorbereiten der Festplatten

Zunächst müssen die Festplatten entsprechend formatiert werden.

In dem Beispiel-Output von lsblk oben, besitzen die Festplatten sdb und sdc noch keine Partitionen. Auf beiden Festplatten muss daher:

  • Jeweils eine Partitionstabelle erstellt werden
  • Jeweils eine Partition erstellt werden
  • Die neuen Partitionen als RAID-Partitionen markieren

Hinweis: Beim Ausführen dieser Schritte gehen alle Daten auf den Festplatten verloren. Diese Schritte sollten also nur auf leeren Festplatten ausgeführt werden.

  • Partitionstabelle erstellen
    Auf beiden Festplatten eine neue, leere Partitionstabelle erstellen:
    • Für Festplatten größer als 2 TB oder PCs mit UEFI:
      sudo parted /dev/sdb mklabel gpt
      sudo parted /dev/sdc mklabel gpt
    • Für Festplatten kleiner als 2 TB und BIOS:
      sudo parted /dev/sdb mklabel msdos
      sudo parted /dev/sdc mklabel msdos

  • Partition erstellen
    Auf beiden Festplatten, eine Partition anlegen:

    sudo parted -a optimal -- /dev/sdb mkpart primary 2048s -8192s
    sudo parted -a optimal -- /dev/sdc mkpart primary 2048s -8192s

    Möchte man die gesamte Platte nutzen, gibt man statt 2048s -8192s einfach 0% 100% an.

    Hinweis: Es werden bewusst 8192 Sektoren am Ende der Festplatte ungenutzt gelassen, um für Ausfälle gewappnet zu sein. Es ermöglicht durch den freigelassenen Platz auch Laufwerke als Ersatz zu nehmen, die einige Sektoren weniger haben.

    Mit lsblk kann jetzt geprüft werden ob die Partitionen erfolgreich erstellt wurden:

    NAME    MAJ:MIN RM  SIZE RO TYPE MOUNTPOINTS
    [...]
    sdb       8:16   0   10G  0 disk
    └─sdb1    8:17   0   10G  0 part
    sdc       8:32   0   10G  0 disk
    └─sdc1    8:33   0   10G  0 part

  • Neue Partitionen als RAID-Partition markieren
    Die neu angelegten Partitionen als RAID-Partitionen markieren:
    sudo parted /dev/sdb set 1 raid on
    sudo parted /dev/sdc set 1 raid on

Schritt 2.2 - Anlegen des Software RAIDs

Unter Linux ist mdadm das Hauptwerkzeug. Es bildet die Schnittstelle zu den RAID-Funktionen des Kernels.

RAID kann mit einem Befehl angelegt werden, dabei muss das RAID-Level bestimmt und die Partitionen angegeben werden:

  • RAID 1

    RAID: md0
    Devices: sdb1, sdc1

    sudo mdadm --create /dev/md0 --auto md --level=1 --raid-devices=2 /dev/sdb1 /dev/sdc1
  • RAID 5

    RAID: md0
    Devices: sdb1, sdc1, sdd1, sde1

    sudo mdadm --create /dev/md0 --auto md --level=5 --raid-devices=4 /dev/sdb1 /dev/sdc1 /dev/sdd1 /dev/sde1

Die Parameter im Einzelnen:

Parameter Beschreibung
--create /dev/md0 Erzeugt einen neuen Endpoint mit dem Namen "md0". Falls bereits Endpoints mit demselben Name vorhanden sind, muss ein anderer freier Name gewählt werden (md1,md2, etc.)
--auto md Erzeugt einen "klassischen" Endpoint ohne Vor-Partitionierung.
--level= Die Art des RAID-Levels.
--raid-devices Die Anzahl der Einzelgeräte, aus denen das RAID bestehen soll.
/dev/sde1 /dev/sde2 ... Die einzelnen Geräte, die zusammengefasst werden sollen. Die Reihenfolge der Bezeichner, bzw. idealerweise die der entsprechenden physischen Geräte sollte man sich aufschreiben, falls im Notfall das RAID von Hand neu zusammengesetzt werden muss.

Das neu erstellte Blockgerät mdX kann sofort benutzt werden und das System darf auch währenddessen heruntergefahren oder neu gestartet werden. In diesem Beispiel heißt das neue Blockgerät md0.

$ lsblk
NAME    MAJ:MIN RM  SIZE RO TYPE MOUNTPOINTS
[...]
sdb       8:16   0   10G  0 disk
└─sdb1    8:17   0   10G  0 part
  └─md0   9:0    0   10G  0 raid1
sdc       8:32   0   10G  0 disk
└─sdc1    8:33   0   10G  0 part
  └─md0   9:0    0   10G  0 raid1

Abfragen des aktuellen Status der RAID-Erstellung:

watch cat /proc/mdstat

Beispiel-Output:

Personalities : [linear] [multipath] [raid0] [raid1] [raid6] [raid5] [raid4] [raid10]
md0 : active raid1 sdc1[1] sdb1[0]
      10471424 blocks super 1.2 [2/2] [UU]
      [===============>.....]  resync = 75.5% (7907008/10471424) finish=0.3min speed=112850K/sec

Nun da der RAID-Verbund erstellt wurde, kann dieser formatiert und eingehängt werden.

  • Formatieren des neuerstellten RAIDs:
    sudo mkfs.ext4 /dev/md0

  • Einbinden des RAIDs:
    sudo mkdir /mnt/<your-mount-point>
    sudo mount /dev/md0 /mnt/<your-mount-point>
    <your-mount-point> kann mit einem beliebigen Ordnernamen ersetzt werden. Dieser Ordner dient als Einhängepunkt fürs RAID. Das heißt alle Dateien, die in diesem Ordner abgelegt werden, werden im RAID md0 gespeichert.

  • Automatisches Erstellen des RAIDs:
    Damit RAID nach einem Reboot automatisch wieder erstellt wird, muss eine entsprechende Zeile in der mdadm.conf-Datei eingetragen werden.
    sudo mdadm --detail --scan | sudo tee -a /etc/mdadm/mdadm.conf
    sudo update-initramfs -u

  • Automatisches Einbinden des RAIDs:
    Damit RAID nach einem Reboot automatisch eingebunden wird, muss eine entsprechende Zeile in der /etc/fstab-Datei eingetragen werden.

    Namen wie mdX können sich verändern, daher ist es immer besser in der fstab-Datei die UUID anzugeben. Diese bleibt immer gleich.

    • UUID herausfinden
      Über lsblk kann man sich den Namen des RAID-Blockgerätes anzeigen lassen:

      sdb       8:16   0   10G  0 disk
      └─sdb1    8:17   0   10G  0 part
        └─md0   9:0    0   10G  0 raid1 /mnt/<your-mount-point>
      sdc       8:32   0   10G  0 disk
      └─sdc1    8:33   0   10G  0 part
        └─md0   9:0    0   10G  0 raid1 /mnt/<your-mount-point>

      In diesem Beispiel ist der RAID-Name md0. Ersetze md0 im folgenden Befehl mit dem Namen von deinem eigenen Blockgerät.

      sudo blkid | grep md0

      Im Output sollte die UUID angegeben sein. Diese kann jetzt kopiert werden.

    • fstab-Eintrag hinzufügen

      sudo nano /etc/fstab

      Folgende Informationen müssen angegeben werden:

      <device/UUID> <mount-point> <file-system> <mount-options> <dump> <pass>

      Der Eintrag sollte dann so aussehen und ganz unten als neue Zeile ergänzt werden:

      UUID=<your-UUID>   /mnt/<your-mount-point>   ext4   defaults   0 2

      Nachdem die Zeile ergänzt wurde, können die Änderungen gespeichert werden.

Schritt 2.3 - Anlegen einer Hotspare-Festplatte (Optional)

Bei Hotspare Festplatten/Partitionen handelt es sich um Festplatten/Partitionen welche im Normalfall nicht verwendet werden. Diese kommen zum Einsatz wenn eine der aktiven Festplatten/Partitionen des RAID-Verbundes einen Fehler aufweist oder defekt ist. Wenn in einem Software-Raid keine Hotspare-Platte definiert ist, muss der Rebuild eines defekten RAIDs manuell gestartet werden. Ist eine Hotspare vorhanden wird automatisch mit dem Rebuild begonnen. Eine Hotspare-Festplatte kann mit mdadm --add hinzugefügt werden.

Ohne Hotspare Mit Hotspare
RAID-Level: raid1 raid1
Raid Devices: 2 2
Total Devices 2 3
Active Devices 2 2
Spare Devices 0 1

Diese Informationen kann man sich mit sudo mdadm --detail /dev/md0 anzeigen lassen.


  • Hotspare festlegen

    RAID: md0
    Devices: sdb1, sdc1
    Hotspare: sdd1

    In diesem Beispiel soll sdd1 als Hotspare genutzt werden. Bevor die neue Festplatte dem RAID hinzugefügt wird, muss diese genau wie die Festplatten sdb und sdc zunächst formatiert werden (siehe "Schritt 2.1"). Anschließend kann der Befehl zum Hinzufügen des Hotspare ausgeführt werden:

    sudo mdadm --add /dev/md0 /dev/sdd1

  • Hotspare verwenden
    Wenn sdc1 zum Beispiel vom System entfernt wird, beginnt automatisch ein Rebuild und RAID würde anschließend so aussehen:

    RAID: md0
    Devices: sdb1, sdd1
    Defekt: sdc1


  • Neues Hotspare festlegen
    Wenn sdc1 wieder einsatzbereit ist, wird es dem RAID nicht automatisch wieder hinzugefügt. Es kann aber manuell als neues Hotspare festgelegt werden.
    sudo mdadm --add /dev/md0 /dev/sdc1

    RAID: md0
    Devices: sdb1, sdd1
    Hotspare: sdc1

Schritt 3 - Auflösen eines Software RAIDs

Um ein Software RAID aufzulösen, müssen folgende Schritte ausgeführt werden:

Beispiel
RAID: md0
Devices: sdb1, sdc1

  1. Stoppen des RAIDs
    sudo umount /dev/md0
    sudo mdadm --stop /dev/md0

  1. Automatische Mount-Einträge entfernen (z.B. /etc/fstab)
    nano /etc/fstab
    In der Datei, muss nun der entsprechende Mount-Eintrag entfernt werden. Im Beispiel aus Schritt 2 sah der Eintrag so aus:
    UUID=<your-UUID>   /mnt/<your-mount-point>   ext4   defaults   0 2
    Anschließend kann initramfs aktualisiert werden:
    sudo update-initramfs -u

  1. RAID Eintrag in der mdadm.conf löschen
    nano /etc/mdadm/mdadm.conf
    In der Datei, muss nun der entsprechende Eintrag entfernt werden. Dieser sollte in etwa so aussehen:
    ARRAY /dev/md0 metadata=1.2 name=<your-server-name>:1 UUID=<your-UUID>

  1. Superblock der verwendeten Partitionen löschen
    sudo mdadm --zero-superblock /dev/sdb1 /dev/sdc1

  1. RAID flag deaktivieren
    sudo parted /dev/sdb set 1 raid off
    sudo parted /dev/sdc set 1 raid off

Schritt 4 - Verwaltung eines Software RAIDs

Schritt 4.1 - RAID Status ermitteln

Eine kurze Auflistung aller RAIDs im System erhält man mit dem Output der Datei /proc/mdstat.

$ cat /proc/mdstat
Personalities : [raid1] [linear] [multipath] [raid0] [raid6] [raid5] [raid4] [raid10]
md0 : active raid1 sdb1[1] sdc1[0]
       8380416 blocks super 1.2 [2/2] [UU]

md2 : active raid1 sdb3[1] sdc3[0]
       536739840 blocks super 1.2 [2/2] [UU]
       bitmap: 3/4 pages [12KB], 65536KB chunk

md1 : active raid1 sdb2[1] sdc2[0]
       1047552 blocks super 1.2 [2/2] [UU]

unused devices: <none>

Genauere Informationen erhält man mit diesem Befehl:

sudo mdadm --detail /dev/md2
Hier klicken für ein Beispiel-Output
/dev/md2:
           Version : 1.2
     Creation Time : Fri Feb 22 17:19:37 2019
        Raid Level : raid1
        Array Size : 536739840 (511.88 GiB 549.62 GB)
     Used Dev Size : 536739840 (511.88 GiB 549.62 GB)
      Raid Devices : 2
     Total Devices : 2
       Persistence : Superblock is persistent

     Intent Bitmap : Internal

       Update Time : Sun May 26 13:49:02 2019
             State : clean
    Active Devices : 2
   Working Devices : 2
    Failed Devices : 0
     Spare Devices : 0

Consistency Policy : bitmap

              Name : rescue:2
              UUID : c76e5446:f3c41fbc:0b62ca86:803a7e88
            Events : 2170

    Number   Major   Minor   RaidDevice State
       0       8        3        0      active sync   /dev/sdc3
       1       8       19        1      active sync   /dev/sdb3

Schritt 4.2 - Defekte Festplatte tauschen

In den folgenden Befehlen wird dieses Beispiel verwendet:

RAID: md0
Devices: sdb1, sdc1
Defekt: sdb1
Ersatz: sdd1

In den folgenden Schritten wird die fehlerhafte Partition sdb1 aus dem RAID entfernt, die Festplatte wird ausgetauscht und anschließend wird die funktionierende Partition sdd1 dem RAID hinzugefügt.

  • Defekte Festplatte aus RAID entfernen
    Zunächst muss die defekte Festplatte als "failed" markiert und aus dem RAID entfernt werden:

    sudo mdadm --manage /dev/md0 --fail /dev/sdb1
    sudo mdadm --manage /dev/md0 --remove /dev/sdb1

    Die defekte Festplatte kann jetzt gegen eine neue Festplatte ausgetauscht werden. Anschließend kann die neue Festplatte partitioniert und dem RAID hinzugefügt werden.


  • Neue Festplatte partitionieren
    Wenn keine Hotspare-Festplatte zur Verfügung steht, muss eine neue Festplatte partitioniert werden. Dabei ist wichtig, dass die neue Festplatte dieselbe Partitionierung wie die defekte Festplatte aufweist!

    Um die neue Festplatte zu partitionieren, genügt es die Partitionstabelle von einer bestehenden Festplatte zu kopieren.

    • Für MBR-partitionierte Festplatten:

      sudo sfdisk --dump /dev/sdc > sdc_parttable_mbr.bak # Erstellt ein Backup der Partitionstabelle
      sudo sfdisk -d /dev/sdc | sudo sfdisk /dev/sdd      # Kopiert die Partitionstabelle von sdc zu sdd
    • Für GPT Partitionierte Festplatten:

      sgdisk --backup=sdc_parttable_gpt.bak /dev/sdc      # Erstellt ein Backup der Partitionstabelle
      sgdisk --load-backup=sdc_parttable_gpt.bak /dev/sdd # Kopiert das erstellte Backup der Partitionstabelle auf sdd

  • Funktionierende Festplatte dem RAID-Verbund hinzufügen
    Wenn die neue Festplatte korrekt partitioniert ist, kann die Partition dem RAID-Verbund wieder hinzugefügt werden:
    sudo mdadm --manage /dev/md0 -a /dev/sdd1

  • Wiederherstellungsprozess
    Der Wiederherstellungsprozess sollte automatisch starten. Der Fortschritt kann wieder über den Befehl watch cat /proc/mdstat überwacht werden.

    Sobald der Rebuild des RAIDs abgeschlossen ist, kann mit sudo mdadm --detail /dev/md0 geprüft werden ob es nun wieder 2 Active Devices gibt.

Hinweis: Sollte das System auf dem RAID selbst liegen, ist es notwendig den Bootloader auf der entsprechenden Festplatte zu installieren. Dies geschieht mit dem folgenden Befehl:

update-grub
grub-install /dev/sda

Schritt 4.3 - RAID erweitern

Die Erweiterung eines RAID-Verbunds sollte immer sorgfältig geplant werden. Es besteht immer das Risiko, dass Daten verlogen gehen könnten.

Es können nur RAIDs mit Level 1, 4, 5 und 6 erweitert werden.

Folgende Schritte sind notwendig:

  • Zusätzliche Festplatte/Partition dem RAID-Verbund hinzufügen
  • RAID-Level anpassen
  • Größe des Dateisystems anpassen

In den folgenden Beispiel-Befehlen wird dieses Beispiel verwendet:

Vorher Nachher
RAID-Level: 1 5
RAID: md0 md0
Devices: sdb1 sdc1 sdb1 sdc1 sdd1

Mit sudo mdadm --detail /dev/md0 kann man sich die aktuellen Informationen anzeigen lassen.

  • Zusätzliche Festplatte dem RAID-Verbund hinzufügen
    Die neue Partition muss zunächst als Hotspare hinzugefügt werden:
    sudo mdadm /dev/md0 --add /dev/sdd1

    Mit sudo mdadm --detail /dev/md0 kann geprüft werden, ob sdd1 nun als Hotspare verfügbar ist.


  • RAID-Level anpassen
    Jetzt kann der RAID-Verbund um das neue Laufwerk erweitert werden:

    sudo mdadm --grow --raid-devices=3 --level=5 /dev/md0 --backup-file=/root/md0.bak

    Hinweis: In der mittels --backup-file angegebenen Datei werden kritische Bereiche gesichert (typischerweise einige wenige MiB). Falls das System während der Erweiterung abstürzt, kann die Erweiterung später mittels folgendem Befehl fortgesetzt werden:

    sudo mdadm /dev/md0 --continue --backup-file=/tmp/md0.bak

    Die Sicherungsdatei darf nicht auf dem zu erweiternden RAID liegen! Die Verwendung von backup-file ist nicht zwingend notwendig, wird aber dringend empfohlen.


  • mdadm.conf-Eintrag anpassen
    Falls der Eintrag in der mdadm.conf-Datei das RAID-Level und die Anzahl der Devices enthält, müssen diese Angaben entsprechend angepasst werden. Mit folgendem Befehl kann man den Eintrag bearbeiten:
    nano /etc/mdadm/mdadm.conf
    • Wenn der Eintrag keine Angaben zu RAID-Level und Anzahl der Devices enthält, muss nichts geändert werden. Beispiel:
      ARRAY /dev/md0 metadata=1.2 name=<your-server-name>:0 UUID=<your-UUID>
    • Wenn der Eintrag RAID-Level (level=1) und Anzahl der Devices (num-devices=2) enthält, müssen diese angepasst werden. Beispiel:
      ARRAY /dev/md0 level=5 num-devices=3 metadata=1.2 name=<your-server-name>:0 UUID=<your-UUID>

  • Größe des Dateisystems anpassen
    Damit der neu entstandene Speicherplatz genutzt werden kann, muss jetzt noch das Dateisystem erweitert werden.
    • Mit folgendem Befehl kann man sich die aktuelle Größe anzeigen lassen:
      df -h /mnt/<your-mount-point>
    • Die Erweiterung findet mit folgenden Befehlen statt:
      sudo umount /dev/md0 /mnt/<your-mount-point> # Das Dateisystem aushängen
      sudo fsck.ext4 -f /dev/md0                   # Die Prüfung erzwingen, selbst wenn vor Kurzem geprüft wurde
      sudo resize2fs /dev/md0                      # Das Dateisystem auf Maximalgröße erweitern
      sudo mount /dev/md0 /mnt/<your-mount-point>  # Das Dateisystem wieder einhängen

      Wenn eine Fehlermeldung wie target is busy angezeigt wird, laufen eventuell noch Prozesse. Mit lsof +D /mnt/<your-mount-point> kann man sich alle Prozesse listen lassen, die diesen Ordner verwenden. Wenn der Prozess nicht wichtig ist, kann dieser mit kill -9 <PID> gestoppt werden.

    • Zum Vergleich kann man sich abschließend noch die neue Größe anzeigen lassen:
      df -h /mnt/<your-mount-point>

Schritt 4.4 - RAID überwachen

Um das RAID zu überwachen, kann dieser Eintrag als Crontab (sudo crontab -e) hinterlegt werden:

0 0 * * * /usr/share/mdadm/checkarray --cron --all --quiet >/dev/null 2>&1 # Läuft jeden Tag um 00:00 Uhr

Ergebnis

In diesem Beitrag wurde erklärt, wie man ein passendes RAID-Level für sein Vorhaben auswählt und dieses dann entsprechend auf Linux Systemen mithilfe von mdadm konfiguriert. Des weiteren wurde auf administrative Tätigkeiten eingegangen, wie zum Beispiel das Erweitern eines RAIDs oder das Tauschen defekter Festplatten.

License: MIT
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