Einleitung
In diesem Tutorial wird erklärt wie man mdadm
Software RAIDs auf Linux-Systemen installiert, einrichtet und verwaltet. In den einzelnen Schritten wird als Beispiel ein Server mit zwei Blockspeicher-Datenträgern verwendet. Es wird kurz erklärt, wie man die Datenträger formatiert und auf diesen jeweils eine Partition erstellt. Anschließend wird mit diesen beiden Partitionen ein RAID-Verbund erstellt.
Voraussetzungen
- 1 Server
- Installiertes Linux OS
- Root-Zugriff oder Benutzer mit sudo-Rechten
- Mind. zwei freie Partitionen auf zwei verschiedenen Festplatten
Beispiel-Benennungen
-
RAID
- md0
- Gerätedatei:
/dev/md0
- Einhängepunkt:
/mnt/<your-mount-point>
-
Festplatten und Partitionen
- sda
sda1
sda2
sda3
- sdb
sdb1
- sdc
sdc1
- sda
In den folgenden Beispiel-Befehlen wird RAID md0 mit den Partitionen sdb1
und sdc1
erstellt.
Schritt 1 - Vorbereitungen
Als erstes sollte man sich Gedanken darüber machen, welches RAID-System man betreiben möchte. Dies ist zum einen davon abhängig, welches Ziel man verfolgt und zum anderen wie viele Festplatten im Server selbst verbaut sind.
Hinweis: Ein RAID sollte nicht als Datensicherung gesehen werden, da es keinen Schutz vor Datenverlust bietet, sondern nur die Verfügbarkeit der Daten erhöht.
Schritt 1.1 - Auswahl des RAID-Levels
Die Auswahl des richtigen RAID-Levels ist nicht ganz einfach und hängt von mehreren Faktoren ab:
- Wie viele Festplatten bietet der Server?
- Welche Ziele verfolgt man?
- Mehr Speicherplatz / Geringere Verfügbarkeit
- Höhere Verfügbarkeit / Weniger Speicherplatz
Eine Liste der meistverwendeten RAID-Level:
RAID-Level | Beschreibung |
---|---|
RAID0 | Ist ein Verbund aus zwei oder mehr Partitionen. Dabei werden die Partitionen logisch zu einer Partition vereint. Hier findet eine Erniedrigung der Verfügbarkeit statt. Ist eine der Festplatten defekt sind automatisch alle Daten verloren. Weitere Informationen zu RAID0 |
RAID1 | Ist ein Verbund aus zwei oder mehr Partitionen. Dabei befinden sich die Daten jeweils gespiegelt auf den beiden Partitionen. Weitere Informationen zu RAID1 |
RAID5 | Ist ein Verbund aus drei oder mehr Partitionen. Dabei befinden sich die Daten jeweils gespiegelt auf zwei der drei Partitionen. Auf der dritten Partition, werden so genannte "Paritäten" gespeichert, mit dessen Hilfe es möglich ist, Daten auf defekten Festplatten im RAID wiederherzustellen. Weitere Informationen zu RAID5 |
Vor- und Nachteile:
RAID0 | RAID1 | RAID5 |
---|---|---|
|
|
|
|
|
|
Eine Liste weiterer RAID-Levels, die weniger häufig verwendet werden:
- Linear: Aneinanderhängen von mehreren Partitionen
- Multipath: Kein RAID, sondern ein Mapping einer Datei auf zwei verschiedene Pfade auf der gleichen Partition (Spiegelung)
- Faulty: Emuliert ein fehlerhaftes RAID-System für Testfälle
- Level 4: Wie Level 0, aber mit einem zusätzlichen Device für Paritätsbits (erhöhte Ausfallsicherheit).
- Level 6: Wie Level 5 aber mit zwei unabhängigen Paritätsbits pro Segment (erhöhte Ausfallsicherheit).
Schritt 1.2 - Auflistung der Festplatten im System
Für eine kurze und übersichtliche Liste aller verfügbaren Blockgeräte kann der Befehl lsblk
verwendet werden.
Hier ein Beispiel-Output:
$ lsblk
NAME MAJ:MIN RM SIZE RO TYPE MOUNTPOINTS
sda 8:0 0 19.1G 0 disk
├─sda1 8:1 0 18.8G 0 part /
├─sda2 8:14 0 1M 0 part
└─sda3 8:15 0 256M 0 part /boot/efi
sdb 8:16 0 10G 0 disk
sdc 8:32 0 10G 0 disk
Der Output zeigt Festplatte 1 (
sda
) mit drei Partitionen (sda1
,sda2
,sda3
), Festplatte 2 (sdb
) ohne Partitionen und Festplatte 3 (sdc
) ebenfalls ohne Partitionen.
Hinweis: Für ein Software RAID, muss nicht die gesamte Festplatte dem RAID hinzugefügt werden. Es reichen einzelne Partitionen.
Für eine Liste mit genaueren Informationen der Partitionen kann fdisk -l
verwendet werden.
In den folgenden Schritten wird erklärt, wie man sdb
und sdc
formatiert, jeweils eine Partition erstellt (sdb1
und sdc1
) und diese Partitionen als RAID-Partitionen markiert. Anschließend wird erklärt, wie man mit den neuen Partitionen sdb1
und sdc1
einen RAID-Verbund erstellt.
Schritt 2 - Erstellen eines Software RAIDs
Schritt 2.1 - Vorbereiten der Festplatten
Zunächst müssen die Festplatten entsprechend formatiert werden.
In dem Beispiel-Output von lsblk
oben, besitzen die Festplatten sdb
und sdc
noch keine Partitionen. Auf beiden Festplatten muss daher:
- Jeweils eine Partitionstabelle erstellt werden
- Jeweils eine Partition erstellt werden
- Die neuen Partitionen als RAID-Partitionen markieren
Hinweis: Beim Ausführen dieser Schritte gehen alle Daten auf den Festplatten verloren. Diese Schritte sollten also nur auf leeren Festplatten ausgeführt werden.
- Partitionstabelle erstellen
Auf beiden Festplatten eine neue, leere Partitionstabelle erstellen:- Für Festplatten größer als 2 TB oder PCs mit UEFI:
sudo parted /dev/sdb mklabel gpt sudo parted /dev/sdc mklabel gpt
- Für Festplatten kleiner als 2 TB und BIOS:
sudo parted /dev/sdb mklabel msdos sudo parted /dev/sdc mklabel msdos
- Für Festplatten größer als 2 TB oder PCs mit UEFI:
-
Partition erstellen
Auf beiden Festplatten, eine Partition anlegen:sudo parted -a optimal -- /dev/sdb mkpart primary 2048s -8192s sudo parted -a optimal -- /dev/sdc mkpart primary 2048s -8192s
Möchte man die gesamte Platte nutzen, gibt man statt
2048s -8192s
einfach0% 100%
an.Hinweis: Es werden bewusst 8192 Sektoren am Ende der Festplatte ungenutzt gelassen, um für Ausfälle gewappnet zu sein. Es ermöglicht durch den freigelassenen Platz auch Laufwerke als Ersatz zu nehmen, die einige Sektoren weniger haben.
Mit
lsblk
kann jetzt geprüft werden ob die Partitionen erfolgreich erstellt wurden:NAME MAJ:MIN RM SIZE RO TYPE MOUNTPOINTS [...] sdb 8:16 0 10G 0 disk └─sdb1 8:17 0 10G 0 part sdc 8:32 0 10G 0 disk └─sdc1 8:33 0 10G 0 part
- Neue Partitionen als RAID-Partition markieren
Die neu angelegten Partitionen als RAID-Partitionen markieren:sudo parted /dev/sdb set 1 raid on sudo parted /dev/sdc set 1 raid on
Schritt 2.2 - Anlegen des Software RAIDs
Unter Linux ist mdadm
das Hauptwerkzeug. Es bildet die Schnittstelle zu den RAID-Funktionen des Kernels.
RAID kann mit einem Befehl angelegt werden, dabei muss das RAID-Level bestimmt und die Partitionen angegeben werden:
-
RAID 1
RAID:
md0
Devices:sdb1
,sdc1
sudo mdadm --create /dev/md0 --auto md --level=1 --raid-devices=2 /dev/sdb1 /dev/sdc1
-
RAID 5
RAID:
md0
Devices:sdb1
,sdc1
,sdd1
,sde1
sudo mdadm --create /dev/md0 --auto md --level=5 --raid-devices=4 /dev/sdb1 /dev/sdc1 /dev/sdd1 /dev/sde1
Die Parameter im Einzelnen:
Parameter | Beschreibung |
---|---|
--create /dev/md0 |
Erzeugt einen neuen Endpoint mit dem Namen "md0". Falls bereits Endpoints mit demselben Name vorhanden sind, muss ein anderer freier Name gewählt werden (md1,md2, etc.) |
--auto md |
Erzeugt einen "klassischen" Endpoint ohne Vor-Partitionierung. |
--level= |
Die Art des RAID-Levels. |
--raid-devices |
Die Anzahl der Einzelgeräte, aus denen das RAID bestehen soll. |
/dev/sde1 /dev/sde2 ... |
Die einzelnen Geräte, die zusammengefasst werden sollen. Die Reihenfolge der Bezeichner, bzw. idealerweise die der entsprechenden physischen Geräte sollte man sich aufschreiben, falls im Notfall das RAID von Hand neu zusammengesetzt werden muss. |
Das neu erstellte Blockgerät mdX
kann sofort benutzt werden und das System darf auch währenddessen heruntergefahren oder neu gestartet werden. In diesem Beispiel heißt das neue Blockgerät md0
.
$ lsblk
NAME MAJ:MIN RM SIZE RO TYPE MOUNTPOINTS
[...]
sdb 8:16 0 10G 0 disk
└─sdb1 8:17 0 10G 0 part
└─md0 9:0 0 10G 0 raid1
sdc 8:32 0 10G 0 disk
└─sdc1 8:33 0 10G 0 part
└─md0 9:0 0 10G 0 raid1
Abfragen des aktuellen Status der RAID-Erstellung:
watch cat /proc/mdstat
Beispiel-Output:
Personalities : [linear] [multipath] [raid0] [raid1] [raid6] [raid5] [raid4] [raid10]
md0 : active raid1 sdc1[1] sdb1[0]
10471424 blocks super 1.2 [2/2] [UU]
[===============>.....] resync = 75.5% (7907008/10471424) finish=0.3min speed=112850K/sec
Nun da der RAID-Verbund erstellt wurde, kann dieser formatiert und eingehängt werden.
- Formatieren des neuerstellten RAIDs:
sudo mkfs.ext4 /dev/md0
- Einbinden des RAIDs:
sudo mkdir /mnt/<your-mount-point> sudo mount /dev/md0 /mnt/<your-mount-point>
<your-mount-point>
kann mit einem beliebigen Ordnernamen ersetzt werden. Dieser Ordner dient als Einhängepunkt fürs RAID. Das heißt alle Dateien, die in diesem Ordner abgelegt werden, werden im RAIDmd0
gespeichert.
- Automatisches Erstellen des RAIDs:
Damit RAID nach einem Reboot automatisch wieder erstellt wird, muss eine entsprechende Zeile in dermdadm.conf
-Datei eingetragen werden.sudo mdadm --detail --scan | sudo tee -a /etc/mdadm/mdadm.conf sudo update-initramfs -u
-
Automatisches Einbinden des RAIDs:
Damit RAID nach einem Reboot automatisch eingebunden wird, muss eine entsprechende Zeile in der/etc/fstab
-Datei eingetragen werden.Namen wie
mdX
können sich verändern, daher ist es immer besser in derfstab
-Datei die UUID anzugeben. Diese bleibt immer gleich.-
UUID herausfinden
Überlsblk
kann man sich den Namen des RAID-Blockgerätes anzeigen lassen:sdb 8:16 0 10G 0 disk └─sdb1 8:17 0 10G 0 part └─md0 9:0 0 10G 0 raid1 /mnt/<your-mount-point> sdc 8:32 0 10G 0 disk └─sdc1 8:33 0 10G 0 part └─md0 9:0 0 10G 0 raid1 /mnt/<your-mount-point>
In diesem Beispiel ist der RAID-Name
md0
. Ersetzemd0
im folgenden Befehl mit dem Namen von deinem eigenen Blockgerät.sudo blkid | grep md0
Im Output sollte die UUID angegeben sein. Diese kann jetzt kopiert werden.
-
fstab
-Eintrag hinzufügensudo nano /etc/fstab
Folgende Informationen müssen angegeben werden:
<device/UUID> <mount-point> <file-system> <mount-options> <dump> <pass>
Der Eintrag sollte dann so aussehen und ganz unten als neue Zeile ergänzt werden:
UUID=<your-UUID> /mnt/<your-mount-point> ext4 defaults 0 2
Nachdem die Zeile ergänzt wurde, können die Änderungen gespeichert werden.
-
Schritt 2.3 - Anlegen einer Hotspare-Festplatte (Optional)
Bei Hotspare Festplatten/Partitionen handelt es sich um Festplatten/Partitionen welche im Normalfall nicht verwendet werden. Diese kommen zum Einsatz wenn eine der aktiven Festplatten/Partitionen des RAID-Verbundes einen Fehler aufweist oder defekt ist. Wenn in einem Software-Raid keine Hotspare-Platte definiert ist, muss der Rebuild eines defekten RAIDs manuell gestartet werden. Ist eine Hotspare vorhanden wird automatisch mit dem Rebuild begonnen. Eine Hotspare-Festplatte kann mit mdadm --add
hinzugefügt werden.
Ohne Hotspare | Mit Hotspare | |
---|---|---|
RAID-Level: | raid1 | raid1 |
Raid Devices: | 2 | 2 |
Total Devices | 2 | 3 |
Active Devices | 2 | 2 |
Spare Devices | 0 | 1 |
Diese Informationen kann man sich mit
sudo mdadm --detail /dev/md0
anzeigen lassen.
-
Hotspare festlegen
RAID:
md0
Devices:sdb1
,sdc1
Hotspare:sdd1
In diesem Beispiel soll
sdd1
als Hotspare genutzt werden. Bevor die neue Festplatte dem RAID hinzugefügt wird, muss diese genau wie die Festplattensdb
undsdc
zunächst formatiert werden (siehe "Schritt 2.1"). Anschließend kann der Befehl zum Hinzufügen des Hotspare ausgeführt werden:sudo mdadm --add /dev/md0 /dev/sdd1
- Hotspare verwenden
Wennsdc1
zum Beispiel vom System entfernt wird, beginnt automatisch ein Rebuild und RAID würde anschließend so aussehen:RAID:
md0
Devices:sdb1
,sdd1
Defekt:sdc1
- Neues Hotspare festlegen
Wennsdc1
wieder einsatzbereit ist, wird es dem RAID nicht automatisch wieder hinzugefügt. Es kann aber manuell als neues Hotspare festgelegt werden.sudo mdadm --add /dev/md0 /dev/sdc1
RAID:
md0
Devices:sdb1
,sdd1
Hotspare:sdc1
Schritt 3 - Auflösen eines Software RAIDs
Um ein Software RAID aufzulösen, müssen folgende Schritte ausgeführt werden:
Beispiel
RAID: md0
Devices: sdb1
, sdc1
- Stoppen des RAIDs
sudo umount /dev/md0 sudo mdadm --stop /dev/md0
- Automatische Mount-Einträge entfernen (z.B.
/etc/fstab
)In der Datei, muss nun der entsprechende Mount-Eintrag entfernt werden. Im Beispiel aus Schritt 2 sah der Eintrag so aus:nano /etc/fstab
Anschließend kann initramfs aktualisiert werden:UUID=<your-UUID> /mnt/<your-mount-point> ext4 defaults 0 2
sudo update-initramfs -u
- RAID Eintrag in der
mdadm.conf
löschen
In der Datei, muss nun der entsprechende Eintrag entfernt werden. Dieser sollte in etwa so aussehen:nano /etc/mdadm/mdadm.conf
ARRAY /dev/md0 metadata=1.2 name=<your-server-name>:1 UUID=<your-UUID>
- Superblock der verwendeten Partitionen löschen
sudo mdadm --zero-superblock /dev/sdb1 /dev/sdc1
- RAID flag deaktivieren
sudo parted /dev/sdb set 1 raid off sudo parted /dev/sdc set 1 raid off
Schritt 4 - Verwaltung eines Software RAIDs
Schritt 4.1 - RAID Status ermitteln
Eine kurze Auflistung aller RAIDs im System erhält man mit dem Output der Datei /proc/mdstat
.
$ cat /proc/mdstat
Personalities : [raid1] [linear] [multipath] [raid0] [raid6] [raid5] [raid4] [raid10]
md0 : active raid1 sdb1[1] sdc1[0]
8380416 blocks super 1.2 [2/2] [UU]
md2 : active raid1 sdb3[1] sdc3[0]
536739840 blocks super 1.2 [2/2] [UU]
bitmap: 3/4 pages [12KB], 65536KB chunk
md1 : active raid1 sdb2[1] sdc2[0]
1047552 blocks super 1.2 [2/2] [UU]
unused devices: <none>
Genauere Informationen erhält man mit diesem Befehl:
sudo mdadm --detail /dev/md2
Hier klicken für ein Beispiel-Output
/dev/md2:
Version : 1.2
Creation Time : Fri Feb 22 17:19:37 2019
Raid Level : raid1
Array Size : 536739840 (511.88 GiB 549.62 GB)
Used Dev Size : 536739840 (511.88 GiB 549.62 GB)
Raid Devices : 2
Total Devices : 2
Persistence : Superblock is persistent
Intent Bitmap : Internal
Update Time : Sun May 26 13:49:02 2019
State : clean
Active Devices : 2
Working Devices : 2
Failed Devices : 0
Spare Devices : 0
Consistency Policy : bitmap
Name : rescue:2
UUID : c76e5446:f3c41fbc:0b62ca86:803a7e88
Events : 2170
Number Major Minor RaidDevice State
0 8 3 0 active sync /dev/sdc3
1 8 19 1 active sync /dev/sdb3
Schritt 4.2 - Defekte Festplatte tauschen
In den folgenden Befehlen wird dieses Beispiel verwendet:
RAID: md0
Devices: sdb1
, sdc1
Defekt: sdb1
Ersatz: sdd1
In den folgenden Schritten wird die fehlerhafte Partition sdb1
aus dem RAID entfernt, die Festplatte wird ausgetauscht und anschließend wird die funktionierende Partition sdd1
dem RAID hinzugefügt.
-
Defekte Festplatte aus RAID entfernen
Zunächst muss die defekte Festplatte als "failed" markiert und aus dem RAID entfernt werden:sudo mdadm --manage /dev/md0 --fail /dev/sdb1 sudo mdadm --manage /dev/md0 --remove /dev/sdb1
Die defekte Festplatte kann jetzt gegen eine neue Festplatte ausgetauscht werden. Anschließend kann die neue Festplatte partitioniert und dem RAID hinzugefügt werden.
-
Neue Festplatte partitionieren
Wenn keine Hotspare-Festplatte zur Verfügung steht, muss eine neue Festplatte partitioniert werden. Dabei ist wichtig, dass die neue Festplatte dieselbe Partitionierung wie die defekte Festplatte aufweist!Um die neue Festplatte zu partitionieren, genügt es die Partitionstabelle von einer bestehenden Festplatte zu kopieren.
-
Für MBR-partitionierte Festplatten:
sudo sfdisk --dump /dev/sdc > sdc_parttable_mbr.bak # Erstellt ein Backup der Partitionstabelle sudo sfdisk -d /dev/sdc | sudo sfdisk /dev/sdd # Kopiert die Partitionstabelle von sdc zu sdd
-
Für GPT Partitionierte Festplatten:
sgdisk --backup=sdc_parttable_gpt.bak /dev/sdc # Erstellt ein Backup der Partitionstabelle sgdisk --load-backup=sdc_parttable_gpt.bak /dev/sdd # Kopiert das erstellte Backup der Partitionstabelle auf sdd
-
- Funktionierende Festplatte dem RAID-Verbund hinzufügen
Wenn die neue Festplatte korrekt partitioniert ist, kann die Partition dem RAID-Verbund wieder hinzugefügt werden:sudo mdadm --manage /dev/md0 -a /dev/sdd1
-
Wiederherstellungsprozess
Der Wiederherstellungsprozess sollte automatisch starten. Der Fortschritt kann wieder über den Befehlwatch cat /proc/mdstat
überwacht werden.Sobald der Rebuild des RAIDs abgeschlossen ist, kann mit
sudo mdadm --detail /dev/md0
geprüft werden ob es nun wieder 2Active Devices
gibt.
Hinweis: Sollte das System auf dem RAID selbst liegen, ist es notwendig den Bootloader auf der entsprechenden Festplatte zu installieren. Dies geschieht mit dem folgenden Befehl:
update-grub grub-install /dev/sda
Schritt 4.3 - RAID erweitern
Die Erweiterung eines RAID-Verbunds sollte immer sorgfältig geplant werden. Es besteht immer das Risiko, dass Daten verlogen gehen könnten.
Es können nur RAIDs mit Level 1, 4, 5 und 6 erweitert werden.
Folgende Schritte sind notwendig:
- Zusätzliche Festplatte/Partition dem RAID-Verbund hinzufügen
- RAID-Level anpassen
- Größe des Dateisystems anpassen
In den folgenden Beispiel-Befehlen wird dieses Beispiel verwendet:
Vorher | Nachher | |
---|---|---|
RAID-Level: | 1 | 5 |
RAID: | md0 | md0 |
Devices: | sdb1 sdc1 | sdb1 sdc1 sdd1 |
Mit
sudo mdadm --detail /dev/md0
kann man sich die aktuellen Informationen anzeigen lassen.
- Zusätzliche Festplatte dem RAID-Verbund hinzufügen
Die neue Partition muss zunächst als Hotspare hinzugefügt werden:sudo mdadm /dev/md0 --add /dev/sdd1
Mit
sudo mdadm --detail /dev/md0
kann geprüft werden, obsdd1
nun als Hotspare verfügbar ist.
-
RAID-Level anpassen
Jetzt kann der RAID-Verbund um das neue Laufwerk erweitert werden:sudo mdadm --grow --raid-devices=3 --level=5 /dev/md0 --backup-file=/root/md0.bak
Hinweis: In der mittels
--backup-file
angegebenen Datei werden kritische Bereiche gesichert (typischerweise einige wenige MiB). Falls das System während der Erweiterung abstürzt, kann die Erweiterung später mittels folgendem Befehl fortgesetzt werden:sudo mdadm /dev/md0 --continue --backup-file=/tmp/md0.bak
Die Sicherungsdatei darf nicht auf dem zu erweiternden RAID liegen! Die Verwendung von
backup-file
ist nicht zwingend notwendig, wird aber dringend empfohlen.
mdadm.conf
-Eintrag anpassen
Falls der Eintrag in dermdadm.conf
-Datei das RAID-Level und die Anzahl der Devices enthält, müssen diese Angaben entsprechend angepasst werden. Mit folgendem Befehl kann man den Eintrag bearbeiten:nano /etc/mdadm/mdadm.conf
- Wenn der Eintrag keine Angaben zu RAID-Level und Anzahl der Devices enthält, muss nichts geändert werden. Beispiel:
ARRAY /dev/md0 metadata=1.2 name=<your-server-name>:0 UUID=<your-UUID>
- Wenn der Eintrag RAID-Level (
level=1
) und Anzahl der Devices (num-devices=2
) enthält, müssen diese angepasst werden. Beispiel:ARRAY /dev/md0 level=5 num-devices=3 metadata=1.2 name=<your-server-name>:0 UUID=<your-UUID>
- Wenn der Eintrag keine Angaben zu RAID-Level und Anzahl der Devices enthält, muss nichts geändert werden. Beispiel:
- Größe des Dateisystems anpassen
Damit der neu entstandene Speicherplatz genutzt werden kann, muss jetzt noch das Dateisystem erweitert werden.- Mit folgendem Befehl kann man sich die aktuelle Größe anzeigen lassen:
df -h /mnt/<your-mount-point>
- Die Erweiterung findet mit folgenden Befehlen statt:
sudo umount /dev/md0 /mnt/<your-mount-point> # Das Dateisystem aushängen sudo fsck.ext4 -f /dev/md0 # Die Prüfung erzwingen, selbst wenn vor Kurzem geprüft wurde sudo resize2fs /dev/md0 # Das Dateisystem auf Maximalgröße erweitern sudo mount /dev/md0 /mnt/<your-mount-point> # Das Dateisystem wieder einhängen
Wenn eine Fehlermeldung wie
target is busy
angezeigt wird, laufen eventuell noch Prozesse. Mitlsof +D /mnt/<your-mount-point>
kann man sich alle Prozesse listen lassen, die diesen Ordner verwenden. Wenn der Prozess nicht wichtig ist, kann dieser mitkill -9 <PID>
gestoppt werden. - Zum Vergleich kann man sich abschließend noch die neue Größe anzeigen lassen:
df -h /mnt/<your-mount-point>
- Mit folgendem Befehl kann man sich die aktuelle Größe anzeigen lassen:
Schritt 4.4 - RAID überwachen
Um das RAID zu überwachen, kann dieser Eintrag als Crontab (sudo crontab -e
) hinterlegt werden:
0 0 * * * /usr/share/mdadm/checkarray --cron --all --quiet >/dev/null 2>&1 # Läuft jeden Tag um 00:00 Uhr
Ergebnis
In diesem Beitrag wurde erklärt, wie man ein passendes RAID-Level für sein Vorhaben auswählt und dieses dann entsprechend auf Linux Systemen mithilfe von mdadm
konfiguriert. Des weiteren wurde auf administrative Tätigkeiten eingegangen, wie zum Beispiel das Erweitern eines RAIDs oder das Tauschen defekter Festplatten.